Entstehungsgeschichte der Gedächtniskapelle

Innenraum der Kapelle
Innenraum der Kapelle

Als vor etwa 12 Jahren im Gemeinderat ein Entwicklungskonzept für die Gemeinde Rathmannsdorf in Form eines Leitbildes entwickelt wurde, hat sicherlich niemand daran gedacht, dass eine kleine Kapelle in Rathmannsdorf entstehen wird.

Sehr früh war allerdings klar, dass im Bereich der Ortsteile „Wendisch-Fähre“ oder des „Plans“ eine Gedenkstätte entstehen soll, ähnlich dem Kriegerdenkmal auf der „Höhe“.

 

Verschiedene Standorte wurden diskutiert, wurden aber immer wieder verworfen, nicht zuletzt durch das ständige Verlegen der Bautermine für die Hohnsteiner Straße, die sich auch heute noch in einem erbärmlichen Zustand darstellt.

 

Im Jahr 2008 brachte dann Herr Bürgermeister Reiner Hähnel den heutigen Standort ins Gespräch. Als Teil der sog. „Grünen Mitte“, die im Zuge der Baumaßnahme der S 163 geplant wurde, sollte diese Gedenkstelle entstehen. Gleichzeitig wuchs der Gedanke, hier nicht nur eine „bloße“ Gedenkstätte zu bauen, sondern für Rathmannsdorf eine eigene Kirche, wenn auch nur als kleine Kapelle, entstehen zu lassen. 

 

Dabei war uns auch wichtig, diese als eine ökumenische Einrichtung zu erstellen, um so die Verbundenheit der katholischen und evangelischen Christen im Oberen Elbtal zum Ausdruck zu bringen.

 

Hierfür war der Standort ideal, da er im unmittelbaren Nahbereich des Rathmannsdorfer Bahnhofs steht, dessen Geschichtsträchtigkeit vielen nicht bekannt oder bewusst ist.

Durch die Bombenangriffe zum Ende des 2. Weltkrieges waren die Bahnstrecke auf der anderen Elbseite, aber auch die Bahnhöfe zerstört und nicht nutzbar. Und so kam es, dass dieser kleine Bahnhof für viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den verschiedensten Regionen der Endpunkt nach einer langen, entbehrungsreichen Reise wurde und sie in der neuen Heimat begrüßte.

 

Für andere war er Ausgangspunkt für einen leidvollen Todesmarsch nach Maxen. Von 250 meist italienischen und russischen Zwangsarbeitern, die hier in der Nähe in einem Außenlager des KZ Flossenbürg, arbeiten mussten, kamen noch 50 in Maxen an.

 

Leider war dieser Ort, nämlich die Hohnsteiner Straße/ S 163 auch Durchgangspunkt, als im Jahr 1938 Böhmen annektiert, bzw. im Jahr 1968 der „Prager Frühling“ niedergeschlagen wurde.

 

Letztlich soll diese Kapelle aber auch in der heutigen Zeit ein Anlaufpunkt werden für alle, die in unserer hektischen Zeit Einkehr halten wollen,

  • ·         um sich zu besinnen,
  • ·         um nachzudenken oder
  •        eben auch zu gedenken   

 

Wir hoffen, mit dem Bau der Kapelle leisten wir nicht nur einen kulturellen Beitrag, indem wir an die Toten und Vermissten der Weltkriege erinnern, sondern, dass wir auch für Besucher und Gäste unserer Region – unweit vom Elbradweg - , aber auch für die hier lebenden Menschen einen Anlaufpunkt schaffen, um hier an diesem Ort zu verweilen.

 

Orte der Stille“ werden sie genannt, Räume, in die man sich – z.B. mitten in den Großstädten – zurückziehen kann, um für wenige Minuten dem hektischem Treiben zu entkommen.

 

Sie sollen dies in unserer Gedächtniskapelle tun.